In unserer schnelllebigen Welt verlassen wir uns zunehmend auf unsere Sehkraft, egal ob beim Arbeiten vor dem Bildschirm, beim Autofahren oder beim Lesen. Doch was passiert, wenn unsere Sehkraft nachlässt und wir auf eine Brille oder Kontaktlinsen angewiesen sind, um scharf zu sehen? Diese Abhängigkeit von Sehhilfen hat viele Menschen dazu veranlasst, nach alternativen Möglichkeiten zu suchen, um ohne eine Sehhilfe auszukommen. Eine Option bietet verschiedene Augentrainings, bei denen Übungen eingesetzt werden, um die Augenmuskeln zu stärken. In diesem Gastbeitrag beleuchten die Jungs von Frame Optics die Frage: Ist es möglich, die eigene Sehstärke zu verbessern beziehungsweise kann Augentraining dazu führen, dass man keine Brille mehr tragen muss? Lasst uns herausfinden, was die Experten zu sagen haben.
Gute Frage
Ist es möglich, die eigene Sehstärke zu verbessern beziehungsweise kann Augentraining dazu führen, dass man keine Brille mehr tragen muss? Als Brillenträger habe ich mir diese Fragen selbst oft gestellt. Zu Beginn möchte ich gerne zwei Begriffe etwas näher beleuchten: Das Sehen und die visuelle Wahrnehmung.
Das Sehen ist die Fähigkeit des menschlichen Auges, auf Licht zu reagieren und eine Sehschärfe zu erzielen.
Die visuelle Wahrnehmung ist ein Resultat der Fähigkeit des Menschen, die Informationen, die er mittels der Augen erhalten hat, zu verstehen und zu übersetzen.
Verbesserung der Sehstärke
Fehlsichtigkeit ist die Abweichung in Dioptrie des optischen Systems im Auge, die durch ein Ungleichgewicht zwischen Augenlänge und Brechkraft entsteht. Wenn das Auge im Verhältnis zur Brechkraft zu lang ist, spricht man von Kurzsichtigkeit. Wenn es zu kurz ist, ist man weitsichtig. Es ist nicht möglich, das Wachstum des Auges durch Training zu stimulieren oder die Brechkraft des optischen Systems, bestehend aus Cornea (Hornhaut) und Augenlinse, durch Augenübungen zu verändern.
Die visuelle Wahrnehmung hingegen kann durch gezielte Augenübungen und Augentraining verbessert werden. Durch diese Maßnahmen wird das eigene Sehen und das Verständnis des Auges verbessert, was wiederum zu einer Entlastung des Sehens führt. Insbesondere wird das Muskelgedächtnis bei Augenbewegungen verbessert, die Einstellbewegung des Auges auf unterschiedliche Distanzen optimiert und die Akkommodationsfähigkeit des Auges gesteigert. Dennoch sollte beachtet werden, dass das nicht bedeutet, dass bei Fehlsichtigkeiten auf eine Brille oder Kontaktlinsen verzichtet werden kann.
Arbeiten am Bildschirm
Bei längerer Arbeit am Bildschirm können Symptome wie Müdigkeit, gerötete und brennende Augen auftreten, was auf eine Überanstrengung der Augen hindeutet. Konzentrationsschwächen und Kopfschmerzen können weitere Folgen sein. Um das Auge zu entlasten, sollten regelmäßige Pausen eingelegt und bewusstes Blinzeln praktiziert werden. Gelegentliches Aufstehen und Herumgehen, beispielsweise um etwas zu trinken, ist ebenfalls ratsam. Es ist wichtig, genug Wasser zu trinken, um den Körper und die Augen ausreichend zu versorgen. In den kurzen Pausen sollten die Augen auf möglichst große Objekte in der Ferne gerichtet werden, um die Akkommodation zu entspannen und körperliche sowie geistige Verspannungen zu lösen. Auch das Strecken und Gähnen kann dazu beitragen, den Körper und Geist zu entspannen. Nach kurzen Pausen kehrt man erfrischt an den Arbeitsplatz zurück.
Hilfreiche Übungen
Nach 20 Minuten Naharbeit für 20 Sekunden auf ein 20 Fuß (ca. 6 Meter) entferntes Objekt sehen. Klare Sicht hängt auch von einer lockeren Rückenmuskulatur ab. Besondere Bedeutung hat die Schulter- und Nackenregion. Die Blutversorgung der Augen verläuft durch den Nackenbereich. Zudem befinden sich auf Höhe des zweiten Halswirbels Nervenbahnen, die zu den Augen führen und die Augenfunktionen regulieren. Wirbelverschiebungen in diesem Bereich führen zu Sehverschlechterung. Deshalb ist es wichtig, den Nacken, der gerade bei der Bildschirmarbeit leicht verspannt ist, zu lockern. Als Übung dazu ist das Schulterkreisen optimal. Der obere Rücken wird gelockert und die Muskulatur gestärkt. Die Brustmuskulatur kann sich öffnen. Ihre Haltung wird sich verbessern.
Legen Sie die rechte Hand auf die rechte Schulter und die linke Hand auf die linke Schulter. Heben Sie die Ellbogen an, und führen Sie mit ihnen leichte, kreisende Bewegungen abwechselnd nach vorn und nach hinten durch. Achten Sie darauf, dass die Bewegungen fließend sind. Die Übung eine Minute lang wiederholen.Diese und ähnliche Übungen können helfen, das Auge und den Körper am Bildschirm zu entlasten und die Arbeit im Büro angenehmer zu gestalten.
Die richtige Brille
Das Tragen einer Brille am Bildschirm trägt ebenfalls zur Entlastung der Augen bei. Es kostet aber mit dem falschen Glas Energie, Kraft, Konzentration und Sehvermögen. Es gibt ganz unterschiedliche Glasarten mit eigenen Vor- und Nachteilen. Aus diesem Grund empfehle ich, regelmäßig Optiker:innen aufzusuchen, um sicherzustellen, dass die Sehstärke stets optimal ist und die Brillengläser zum Einsatzgebiet passen. Zusätzlich empfiehlt es sich, auch regelmäßig eine medizinische Vorsorgeuntersuchung bei einer Augenärztin oder einem Augenarzt durchführen zu lassen.
Aktivierung des Gehirns
Am Ende möchte ich noch eine Übung zur Aktivierung beider Gehirnhälften und das Anregen der Fusion vorstellen. Außerdem ist der entstehende Seheindruck sehr faszinierend. Die Übungsdauer beträgt 1 Minute und es ist ein A4 Blatt notwendig. Ablauf: Rollen Sie ein Din-A4-Blatt längs zu einer Rolle zusammen. Halten Sie das Rohr vor ein Auge und schauen Sie auf ein ca. 4 Meter entferntes Objekt. Das andere Auge wird mit der Hand abgedeckt, bleibt aber geöffnet. Schauen Sie etwa eine halbe Minute durch das Rohr, sodass sich Ihr Gehirn das Bild gut einprägen kann. Atmen Sie dabei ganz entspannt. Fahren Sie mit der Hand, die das Auge abgedeckt hat, entlang der Papierrolle nach vorn bis zum Ende des Rohrs. Jetzt sollten Sie ein “Loch” in Ihrer Hand wahrnehmen, durch das Sie hindurchschauen können.
